Sonntag, 10. Januar 2010

(1) EIN BEGLEITBUCH FÜR GEFÄHRTEN AUF DER TAIJI-REISE

Taiji-spieler, die zusammen push hands üben, sind weit mehr als nur sparringspartner (was nicht nichts wäre!). Sie sind „gefährten in derselben geistigen disziplin“ (Zheng Manqing), weggefährten auf einer lebenslangen taiji-reise der erforschung des DAO am eigenen leibe und im gewebe zwischenmenschlicher interaktion.
Der sinn des push hands ist nicht wettbewerb und gewinnen, sondern wechselseitige hilfe. Es gewinnt (=hat einen gewinn für sich!), wer in einem tiefen sensorischen lernprozess fortschritte macht.
In ihrem gemeinsamen üben sehen sich taiji-spieler allerdings vielfältigen schwierigkeiten ausgesetzt, die nicht nur subjektiver, psychologischer natur sind, sondern auch eine objektive, strukturelle dimension aufweisen. Wie lassen sich diese hindernisse überwinden?

Hast du auch schon diese erfahrung gemacht? Der letzte workshop oder retreat bei deinem taiji- und push hands-lehrer („meister“ oder „großmeister“) war wieder einmal - mit einem wort - super! Er (oder ersetze ER fallweise oder durchgehend durch ein SIE) hat dir gezeigt, dass er es wirklich kann. Eine relativ sanfte berührung hat dir gleichsam den boden unter den füßen weggezogen. Das hat dich wie besoffen taumeln gemacht. Und dann hat er dich mühelos nur so durch die luft dopsen lassen. Whow!!!

Sehr wahrscheinlich hat dein lehrer all sein geschick in die waagschale geworfen, dich spüren zu lassen, was da eigentlich passiert. Er hat dir womöglich – ich gehe hier vom idealfall meines eigenen lehrers aus – alle nur erdenklichen ideokinetischen bilder angeboten, um dein erleben zu erweitern. Er hat sein immenses erfahrungswissen in sachen biomechanik und lebendiger anatomie aufgeboten und schließlich auch noch die brücke zur tcm geschlagen, um dir zu erklären, wie es funktioniert.

Aber du hast – scheiße! - wieder einmal nur die hälfte mitgekriegt!! Deine sinne waren zu sehr damit beschäftigt, dieses obskure erleben überhaupt ganz zu erfassen, geschweige denn irgendwie auf die reihe zu kriegen. Dennoch habt ihr einige übungen und experimente gemacht, in denen du für einen augenblick oder zwei den eindruck hattest, du wärest  jenem körper-sein der "kraft ohne anstrengung",  der "mühelosen stärke" ganz nah.

Schließlich, etwas müde, aber bis zum platzen mit qi, frischen impulsen und optimismus satt, hast du die heimreise angetreten. Selbst beim einschlafen kannst du noch in unendliche sphären, bahnen, kurven und spiralen hinabgleiten und ... und ...
Vielleicht hast du das glück, unter den workshopteilnehmern oder deinen – falls du selber unterrichtest – schülern und/oder lehrerkollegen begeisterte und engagierte übungspartner gefunden zu haben, mit denen du dich regelmäßig treffen kannst?

Zusammen versucht ihr, das vor kurzem erfahrene frisch und lebendig zu halten, zu verstetigen und zu vertiefen. Ihr ergänzt euch mit euren erinnerungen, aufzeichnungen, erfahrungen und ideen. Mit eifer versucht ihr einige der tollen aufgaben und experimente nachzuvollziehen, die ihr kennengelernt hattet und mit denen ihr die neuen, noch völlig ungefestigten taktil-kinetischen erfahrungen verbindet. Doch bald offenbart sich die ganze misere: die frischen impulse, die euch diese interaktionen verschafften, lassen sich nicht wiederholen, und/oder werden schwächer und schwächer. Kleine abweichungen vom korrekten setting und alles ist wieder weit weg und es geht über ein im nebel herumgestochere kaum hinaus.

Trotz der besten absichten,"ins verlieren zu investieren" (Zheng Manqing), lauern dahinter fast unmerklich die fallen von physischer kraft und schnelligkeit: in "fast schon" müheloser hebelmechanik von reichweiten- und gewichtsvorteilen versteckt, wenn du groß und stark bist, oder von schnelligkeit, unterkeil und hinterlist, wenn du klein und schwach bist.

Okay, man muss geduld haben! Und dann spielt ihr wenigstens die altbekannten übungspatterns durch im illusionären vertrauen darauf, dass das irgendwann doch zielführend sein wird. Irgendwann wird sie schon kommen, jene sagenhafte „stufe des himmels“ (Zheng Manqing), in der dein push hands reine energiearbeit, ja geistespower geworden sein wird.

Aber ganz sicher seid ihr euch nicht: Ist es nur eine frage der geduld oder auch der trainingsmethodik? Im zweifel ist es immer beides.

In diesem unvermeidlichen schwebe-stadium ungefestigter taktil-kinetischer körpererfahrung und des viertel/halb/dreiviertel verstanden-habens, kommt es tendenziell zu einer strukturellen, methodischen überforderung der trainingspartner.

Sicher wäre alles einfacher, wenn ihr permanent unter der obhut eures lehrmeisters üben könntet. Aber wer kann das schon?

Die standardübungsroutinen helfen auch meistens nicht weiter, weil es oft weniger um die äußere übungsform geht, sondern um winzige abweichungen und fehler im inneren WIE und deren korrektur.

Auch fehlt es den zusammen übenden, die sich auf ungesichertem gelände an ihre eigenen grenzen herantasten, häufig an der nötigen übersicht, methodischen fähigkeit und schlicht an zeit, sich selber interaktionsformen und aufgaben auszudenken, die auf ihr augenblickliches lernstadium zugeschnitten sind, und dies gemeinsam umzusetzen.

Nicht zuletzt trägt zu dieser - zumindest latenten und tendenziellen - strukturellen überforderung der trainingspartner auch der umstand bei, dass wir im push hands nicht formal und systematisch in ein uke-nage-spiel mit verteilten rollen eingeübt worden sind. Da lässt sich von anderen kampfkünsten wie z.b. vom aikido einiges lernen. Der „aufnehmende“ und der „werfer“ (oder "pusher") sind dort definierte partner-rollen in einem dynamischen ganzen wechselseitiger hilfe.

Eine lösung müsste so aussehen, dass man sein ganzes üben übergreifend integriert: das persönliche tägliche übungsprogramm, den taiji- und/oder qigong-unterricht, falls du in diesem bereich aktiv bist, und die trainingstreffen mit deinen push-hands-partnern.

EIN „COMPANION“

Im englischen bezeichnet das wort „companion“ gleichermaßen einen „weggefährten“ als auch ein „begleitbuch“ (siehe z.b. die berühmten oxford companions der oxford university press).

Der amerikanische taiji-lehrer CHRIS VOGEL hat mit dem e-book „THE ART OF USING ENERGY – AS TAUGHT THROUGH PUSH HANDS“ aus der perspektive eines erfahrenen taiji-reisegefährten eben ein solches begleitbuch geschrieben.

Herausgekommen ist ein arbeitsbuch, eine werkzeugkiste, die den taiji-reisenden mit den instrumenten versorgt, um sein push hands zuverlässig und nachhaltig auf die ebene der energiearbeit zu heben und dort weiterzuentwickeln.

„THE ART OF USING ENERGY– AS TAUGHT THROUGH PUSH HANDS“ besteht aus vier Teilen bzw. Büchern, die z.T. aufeinander aufbauen. Zu den Themen
  • BUCH 1 STEHEN, KONTAKT UND VERBINDUNG
  • BUCH 2 ZIELEN, (KONTAKT)PUNKT UND NEUTRALISIERUNG
  • BUCH 3 SCHULTERN, (DRUCK)BALANCE, ELLBOGEN, AN-POWER UND INTENTION
  • BUCH 4 ALLES ZUSAMMEN
versammelt das e-book über 60 (vornehmlich) partner-übungen. Die einzelnen themen werden mit kurzen erläuterungen und instruktionen eingeleitet, und sind mit knappen beschreibungen, zahlreichen fotos und mit zirka 60 (!) videoclips versehen.

Der - meines wissens - in der gesamten taiji-welt EINZIGARTIGE BEITRAG von chris vogel besteht kurz zusammengefasst in folgendem:
Ein in realen push hands-begegnungen simultan ablaufendes komplexes, mehrdimensionales und multifaktorielles geschehen wird didaktisch in für die lern-partner „verdauliche“ themen und methodische übungen heruntergebrochen.

Kurze erläuterungen schildern das wie, warum und wozu und welche aufgabe jedem einzelnen partner bei jeder einzelnen übung zukommt. Manchmal soll sich der aufnehmende partner beispielsweise ein bisschen hinstellen wie eine „lahme ente“, und mit „warm/kalt“-hinweisen helfen. Das andere mal soll er seine struktur etwas steifer und bei der nächsten übung dagegen etwas weicher machen. Im nächsten kapitel hat wiederum der pushende partner die helfer-funktion und es wird ihm genau erklärt, wie er dem partner am besten behilflich ist, damit dieser etwa das neutralisieren lernen kann.

Sicher: sein push hands wirklich auf die ebene der energiearbeit zu heben, stellt eine persönliche herausforderung dar und es bedarf zeit und geduld, daran lässt Chris Vogel keinen zweifel. Aber auch wenn sich das erlernen der kunst des energiegebrauchs am anfang etwas mysteriös anfühlen mag, ist es im grunde nichts anderes als radfahren lernen: jeder kann es lernen. Du musst es nur lernen wollen. Mit ein wenig zutrauen und regelmäßiger übung wirst du deinen spaß schon haben.

Die größte hilfe hält „THE ART OF USING ENERGY“ dort bereit, wo es detailliert aufzeigt und in vielfältigen partnerübungen sensorisch nachvollziehbar macht, wie du über die richtige gestaltung von KONTAKT und VERBINDUNG dich nicht nur energetisch mit deinem gegenspieler verbindest, sondern im wahrsten sinn des wortes den LINK herstellst zwischen qigong und push hands.

Ich hatte in den letzten wochen gelegenheit mit meinen regelmäßigen übungspartnern chris vogels übungen (vornehmlich der ersten beiden bücher) auszuprobieren.
Vor allem mit w. – einem passionierten und sehr engagierten taiji-lehrer und push hands-spieler mit 20 jahren intensiver erfahrung im yang- und wu-stil – konnte ich über die weihnachtsferien 14 tage lang fast täglich chris vogels "THE ART OF USING ENERGY" testen.
Wir sind beide davon überzeugt, dass wir hier in sachen taiji und push hands auf eine goldader gestoßen sind. Aber hier werden keine claims abgesteckt und schon gar nicht geheimgehalten.
Taiji ist eines jener kulturgüter, die mehr werden, wenn man sie mit anderen teilt, und nicht weniger.


CHRIS VOGEL "THE ART OF USING ENERGY – AS TAUGHT THROUGH PUSH HANDS" ist ein MUSS, es ist DAS begleitbuch für jeden, der sich ernsthaft auf der taiji-reise befindet oder sich ebenfalls auf den weg machen will.


(c) otmar sauer 10.01.10

***
Das e-book von chris vogel kriegst du über folgenden URL:

Dort lassen sich über SAMPLE die ersten beiden kapitel des 1. buches herunterladen, sowie 4 der videoclips ansehen. Über ORDER kannst du die vier bücher nicht nur einzeln oder zusammen bestellen, sondern auch die detaillierten inhaltsverzeichnisse inklusive auflistung der fotos und videos einsehen. 
Das gesamte e-book ist – mit 100 % geld-zurück garantie – für umgerechnet weniger als 30 euro erhältlich.

Im "taiji for two"-BLOG kannst du mit chris vogels erlaubnis demnächst eine (unauthorisierte) deutsche übersetzung der ersten beiden kapitel des 1. buches lesen
KAPITEL 1: GRUNDREGELN UND EINIGE GEDANKEN
KAPITEL 2: DIE GRUNDLAGE JEDER INNEREN KAMPFKUNST


Da der "taiji for two"-BLOG material sammeln und verbreiten möchte, das sich für unsere arbeit als nützlich erwiesen hat, werden wir auch darüber hinaus immer wieder – aber nicht ausschließlich – auf „THE ART OF USING ENERGY“ bezug nehmen.

 PS: Übrigens sehr empfehlenswert:
http://www.innere-kraft-64.de/