Dienstag, 27. Juli 2010

(9) KONTAKT & ... PANG!!!

Hi, geneigte leserin und leser!

Willkommen! Weißt du eigentlich, dass du diesen BLOG auch von vorn lesen kannst? Wenn du dazu lust hast, müsstest du beim POST-Nr. 1 vom januar 2010 beginnen (s. rechts die archivliste). Oder gehörst du sowieso eher zu den "überfliegern", die nur sporadisch ein bissel lesen? Eventuell bist du auch gerade frisch reingeschneit? Egal - willkommen sei mir jede frau und jeder mann! Und darum für alle zuerst ein kurzer serien-rückblick, "was bisher geschah...":




  • Mit dem vorliegenden beitrag schließt sich der kreis ein erstes mal und - es lebe der wandel ! - wir starten damit sogleich eine neue runde.

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Mein lehrer Wilhelm Mertens hat einmal gesagt, dass IM MOMENT DES KONTAKTS bereits alles entschieden sei.

Hier kannst du nun sehen, welchen reim ich mir darauf mache (zum kontext s. POST 1-3). Also keine kommuniqués, keine plagiate, sondern nur erfahrungs-getränktes zeug. Keine theorien über "qi" oder "peng"-energie, sondern  EXPERIMENTELL überprüfbare - auch von dir überprüfbare - hypothesen und modelle.

Prozesse, die simultan oder fast simultan ablaufen, sind in der wirklichkeit manchmal total einfach und werden nur kompliziert, wenn du sie in einem linearen diskurs darstellen willst. Darum hab ich mit dem computer ein paar bildchen "gemalt" und wild mit jeder menge pfeilen und spiralen und strahlen versehen, die ich mit kommentaren etwas verständlich machen will.

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Also gleich mitten rein:

abb. 1
In abb. 1 siehst du den berühmten sägemuskel am werk, den du im letzten beitrag (POST 8 http://taijifortwo.blogspot.com/2010/07/8-und-wie-finde-ich-die-arm-schulter.html) hast kennenlernen können.

Die kleinen blauen pfeile deuten an, dass du mit seiner unterstützung in den rücken atmen und ebenfalls mit seiner hilfe deine hände von den schulterblättern aus in den raum ausweiten kannst (große strahlen).

Die szene stellt genau den moment der kontaktaufnahme dar.

TEST

Das kannst du beim strukturtesten in verschiedenen zhan zhuang-stellungen ausprobieren - egal ob du einen oder beide arme vor dem rumpf gerundet hast - oder ob du in einer sog. "kampf"-grundstellung  wie "hände heben" oder "spiele die pipa" stehst.

Wichtig ist, dass du dich IN den moment des kontakts hinein ausweitest und dass du das vom rücken aus machst.

Probiers mal so aus. Dann mach es anders, z.B. dass du deine arme anspannst oder vollkommen nudelig lässt - und vergleiche es wieder mit dem einsatz des serratus anterior muskels.

Selbstverständlich bist du in der praxis intentional (yi) auch schon auf dem weg nach unten, zu deinen füßen und stellst den bezug her zum einen oder anderen fuß, oder beiden - je nach fußstellung und je nachdem was du ausprobierst.

Bei einem wie mir, der quasi konstitutionell auf "hit & run & run & hit" programmiert ist, hat sich mein geduldiger lehrer bald 15 jahre lang den mund fusselig gebabbelt: Nicht abhauen! Nicht weg von..., sondern hin zu... ! Deine füße sind unten, nicht hinten! usw.

Wenn du mit den 5 Loosening-Exercises nach Huang Xiangxian vertraut bist, wie sie Patrick Kelly rekonstruiert hat, dann entspricht der dargestellte moment der 1. phase der 5. Lockerung.

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Okay - bevor es jetzt gleich komplexer wird, weil ich  in der nächsten szene, die reale kontaktperson - deinen "gegenspieler" - mit hineinnehme, schau dir erst noch die beiden folgenden abbildungen an:

abb. 2
abb. 3

In abb. 2 siehst du wie du deinen "qi-ball" nach allen seiten expandierst und dir die prall-elastischen eigenschaften eines mit luft gefüllten großen gymnastikballs zu eigen machst.

ÜBUNG

Den qi-ball ausweiten, ein qi-ball werden: Das ist das, was du beim zhan zhuang-stehen "energetisch" gesehen als erstes machst: Mit hilfe deiner atemkraft  öffnest du alle deine gelenke und dehnst passiv dein fasziengewebe von innen her.
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Achte nur darauf, dass du das nicht übertreibst und deinen "qi-ball" höchstens zu 70% füllst - aus gesundheitsgründen, aber interessanterweise auch aus dynamischen gründen. Du bist kein autoreifen! Dazu in einem der nächsten POSTs mehr.

In abb. 3 spielst du so einen "qi-projizierer" oder "leere kraft-meister" oder was weiß ich. Interessiert mich an dieser stelle auch gar nicht, wo ich nicht einmal weiß, was "qi" überhaupt alles ist bzw. bedeutet. Denke am besten nicht zu viel darüber nach, sondern geh auch hier spielerisch-experimentell vor. Spiel von mir aus den jedi-ritter mit dem laser-schwert oder den samurai, dem sein meister gesagt hat: Wenn du das schwert beim hieb führst, spalte die ganze welt!

Also nicht denken, sondern DEHNEN! In den RAUM dehnen bzw. "kontaktende Hinwendung" (Volkmar Glaser, Eutonie) zu deinem interaktions-partner. Wichtig ist jedenfalls, dass du beim "strahlen" deine intention und empfindungs-achtsamkeit im raum eher linear von A nach B ausstreckst.

TEST

Ob sowas "unsubstanzielles" bei deinem gegenüber "ankommt", kannst du im kooperativen experiment mit deinen übungspartnern ausprobieren, die dir rückmeldung geben können.

CHRIS VOGEL bietet in seinem eBook "THE ART OF USING ENERGY AS TAUGHT THROUGH PUSH HANDS" jede menge übungen, bei denen nicht nur du, sondern auch dein helfender partner, instruiert werden, was genau zu tun ist. (s. http://taijifortwo.blogspot.com/2010/01/chris-vogel-die-kunst-der.html).

Das erste nennt man wie gesagt EXPANSION (abb.2) und das zweite EXTENSION (abb.3).

Expansion kommt vom lateinischen "pan-de-re" und hat die bedeutung  "ausbreiten" in alle richtungen: Gas z.B., das ein vakuum füllt, expandiert nach allen seiten.

Extension leitet sich dagegen vom lateinischen "ten-de-re" ab und hat die bedeutung dehnen, spannen, zielen, ausstrecken, anstrengen (vgl. http://www.lateinwiki.org/Hauptseite).

Diese unterscheidung ist enorm wichtig, gerade weil du bei der gestaltung des kontakts BEIDE eigenschaften benötigst. Schon in der ersten szene (abb. 1) hat das, was sich bei dir hinten in deinem rücken abspielt eher expansive qualität, während du zur weiteren gestaltung des kontakts nach vorne mehr extensive, zielende fähigkeiten brauchst.

Sicher wirst du ohne ein energetisches fundament in der qi-expansion, keine gute extension kultivieren können. Andernfalls überwiegt bei deiner intention das angestrengt-gespannt-wollende, statt das hindehnend-zielende. Und dann ist alles nix, bei der nutzung der "power ohne anstrengung" :-)))

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Aber nun erst mal rein ins "handgemenge":

abb. 4
Es handelt sich wohlgemerkt immer noch um ein und denselben einatem, mit dem du bei dir nun weiter abwärts zum unteren rücken gelangst und deine lendenlordose füllst. Deren zentrum heißt im fachchinesisch übrigens "lebenstor/mingmen", welches du weit aufmachst und dehnst (s. die kleinen blauen pfeilchen und die kleine blaue spirale).

Das expansive ausfüllen deines ganzen rückens schafft die basis für die weitere extension nach vorn hinaus. Unter beibehaltung des ersten kontaktdrucks (große blaue strahlen), der nach angaben der taiji-klassiker nicht mehr als ein paar unzen betragen soll, erweiterst du deine intention immer weiter auf die ganze person (gelbe strahlen).

Das weiten deines unteren rückens ermöglicht das absenken deiner ellbogen (vgl.die FUSSNOTE in http://taijifortwo.blogspot.com/2010/07/8-und-wie-finde-ich-die-arm-schulter.html), sodass du nun über die ellbogen den unteren rücken deines gegenspielers erreichen kannst.

Desweiteren entwickelst du von deinem gedehnten rücken her eine umhüllende qualität der extension (dicke rote, gepunktete linie).

Deine extension verschmilzt dich mit deinem interaktionspartner zu einer einheit. Das habe ich mit der säule dargestellt (dünne schwarze, gepunktete linie).

Die qualität deines kontakts ist davon abhängig, dass du hier vom rücken her eine gleichmäßige druckqualität in den händen und armen bewahrst - ganz wie die außenhaut eines luftgefüllten gymnastikballs (auch dazu in einem späteren beitrag mehr ).

Es wird hier auch klar - wenn ich mir die nebenbemerkung erlauben darf -,  warum das schwellende peng-jin sowohl die basis des hörens als auch des klebens ist. (Vgl. hierzu Ma Yueh-liang/Zee Wen, Wu Style Taichichuan Tuishou, S. 15 f., sowie immer noch super material: Mike Sigman, http://www.iay.org.uk/internal-strength/peng-index.htm).

Du weitest dich in den binnenraum deines gegenspielers aus. Dieses spürende hören (ting jin) und klebende eindringen (nian jin) nimmt deinem gegenspieler den spielraum quasi von innen her.

Im kontext der 5. Loosening Exercise befinden wir uns bei abb. 4 übrigens in der 2. phase, die durch sinken (ins hintere bein) gekennzeichnet ist.

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Weiter gehts! Keine panik, wenn es hier wegen der vielen pfeile, strahlen und spiralen ein wenig unübersichtlich zu werden scheint. Wenn du bis oben zur abb. 4  hast folgen können, so ist die folgende abb. 5  auch nicht mehr so verwirrend. Außerdem habe ich es zur evtl. erleichterung in die themen atem-verbund-sinken-entwurzeln sortiert.

Wechsle immer wieder in die BINNENPERSPEKTIVE der linken figur auf ihren interaktionspartner und den raum. Die ganzen strahlen und pfeile sind empfindungen, expansionen, extensionen, projektionen...
Denke dran, alles geschieht mehr oder weniger gleichzeitig und ist IN EINEM GEFÜHL synthetisiert.

Und wenn du es besser weißt oder darstellen kannst - und ich hege keinen zweifel daran, dass es deiner/eurer viele gibt -, machst du am besten eine bessere zeichnung und teilst sie mit anderen. Das nützt dir selber und der kunst. Du weißt ja: Kunst wird mehr und nicht weniger, wenn du sie mit anderen teilst. Das gilt für taiji nicht minder.


abb. 5
Atem:
  • Deine einatem-phase kommt hier zum ende. Dein einatem erreicht vom rücken die mitte  (blauer gepunkteter pfeil). 
  • Das dantian ist als rote spirale dargestellt. Dieses lässt du sogleich tief in den boden fallen (große rote strahlen), wenn du spürst, dass dein atem deinen unterbauch füllt.
  • Die blaue spirale ist das zwerchfell und sieht hier aus wie das fell einer trommel (s. weiter unten)
Verbund:
  • Durch gestaltung der verbindung zu deinem gegenspieler bist du mit diesem zu einer einheit verschmolzen (vgl. abb. 4). Das habe ich mit den dünnen, schwarzen gepunkteten linien (säule) angedeutet, sowie mit den großen blauen und gelben strahlen und der horizontalen, roten gepunkteten linie.
Sinken:
  • Stell dir vor, besagte säule ist ein aufzug, in dem du zusammen mit deinem interaktionspartner stehst. 
  • Mit dem fährst du nun in einem hochhaus ein oder mehrere stockwerke tiefer (dicker schwarzer pfeil). 
  • Das geschieht simultan mit dem bereits erwähnten vorgang, dass du dein dantian tief in den boden fallen lässt (große rote strahlen). 
  • Keinesfalls in die knie gehen dabei! Soweit es über ein inneres sinken hinaus ein äußeres ist, beginne immer mit dem falten der leiste statt der knie (vgl. erläuterung zu schritt II in http://taijifortwo.blogspot.com/2010/07/7-eine-effektive-methode-deinen-bauch.html).

Selbstverständlich nutzt du für euren aufzug nach unten auch noch die (attackierende) energie deines gegenspielers. Mit hilfe deiner strukturarbeit beim zhan zhuang hast du ja gelernt, einen auf dich ausgeübten horizontalen druck in vertikalen druck zu übersetzen.

Alles "steht und fällt" jetzt übrigens damit, dass du hier - außer dem weiter oben beschriebenen elastischen, hörenden und klebenden kontakt- und verbindungsdruck - KEINERLEI zusätzlichen HORIZONTALEN druck oder zug auf deinen interaktionspartner ausübst!!! Andernfalls machst du besagtes "einheits-säulen-aufzugs"-setting sofort zunichte. Das - genau das (!) - ist hier das einfache, was so schwer ist und was wir noch ganz, ganz viel üben müssen ... wollen ... dürfen :-))).
    Entwurzeln
    • Du weißt doch, wie man eine karotte aus der erde holt. Oder? Auf keinen fall ziehen, sonst hast du nur das kraut in der hand. Die wurzel brichst du dadurch, dass du die möhre erst nach unten drückst und dann nach oben aus dem boden schüttelst (vgl. taiji-klassiker: Willst du entwurzeln - musst lockernd du und lösend - nach unten stoßen)
    • Dasselbe hast du nun mit den füßen deines gegenspielers gemacht (große rote, gepunktete pfeile). 
    • Je nach dem, was für lücken sich deinem gespür erschlossen haben (grünes fragezeichen), kannst du nun zum nächsten schritt übergehen und den lift nach oben fahren lassen (s. hierzu unten den ANHANG).

    Im referenzrahmen der 5. Lockerung nach Huang/Kelly sind wir jetzt bei phase 3: kompression und gehen nun zu phase 4, der energieabgabe, über.

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    Ja, was nun folgt, ist von den spezifischen umständen abhängig und sieht so oder ähnlich aus:

    abb. 6
    Dein unterbauch ist jetzt vom rücken her mit deinem einatem gefüllt. Das fell der trommel ist gespannt oder vergleiche es mit der sprungmatte eines trampolins (s. abb.5).

    Dein ausatem spielt hier eine rolle wie das werfen der münze auf die trommel (wie es im Lied vom Push Hands heißt). Oder wie der sprung in ein trampolin.

    Und dann macht es "PANG", wenn die spannung des trommelfells die entsprechende qualität hat.
    Ist das durchmesser der trommel klein und das fell sehr stark gespannt, macht es "päng" und nicht "PANG". Päng wäre ein "kurzes jin" und PANG eben ein "langes".

    Diese expansionswelle ihrerseits, die sich vom dantian in alle richtungen ausbreitet, löst an den füßen die BODENREAKTIONSKRAFT aus. 

    DIESE erst gibt deinem weiteren, leicht zur brust aufsteigenden ausatem den backup und die überholend-überschießende power, die sich in armen und händen manifestiert.

    Wenn du es aus der perspektive des gepushten betrachtest:

    • Am übergang von der kompressionsphase zur phase der energieabgabe (deines partners) müsste es unter deinen füßen zuerst ganz "wolkig"  geworden sein und in dir so ein beschwingt-torkelndes gefühl aufsteigen.
    • An deinen fußsohlen, den "sprudelnden quellen" (yongquan), stecken deine wurzeln jetzt eben nicht mehr tief in der erde, sondern "es sprudelt" da wortwörtlich.
    • Zuerst spürst du deine entwurzelung, und dann macht es auch schon PANG.


    Falls dein gegenspieler dich vorher nicht entwurzelt hat und deine wurzel erst mit der energieabgabe bricht, macht es auch nicht PANG, sondern eher päng.

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    ANHANG: WERKSTATT-NOTIZEN

    Wilhelm Mertens betont, dass "es" (verortet am ende der kompressionsphase) erst im gegenspieler aufsteigen muss, bevor du pushst.

    Es gibt verschiedene konzeptionen und akzentuierungen, wie du als pusher diese aufsteigende qualität in dir erzeugst und nach dem prinzip der kommunizierenden röhren in deinem inter-aktions-partner manifestierst.

    abb. 7

    Hier (abb. 7) siehst du ein modell der berühmten Heng-Ha-Atmung - dem "geheimen" taiji-qigong der Yang-familie, das vor vielen jahren bereits von Chen Yen-lin veröffentlicht worden ist (s. Jou Tsung Hwa, The Tao Of Tai Chi Chuan, m.E. übrigens besser als Stuart Olson, Das Qi pflegen). 

    Das modell erinnert dich vielleicht an den "kleinen energie-kreislauf", nur ist hier die fließrichtung umgekehrt ebenso wie die atmung. Ist gar nicht so schwer, wenn du es leicht und sanft angehst. Und am besten sogar weit unterhalb der 70% marke bleibst.

    Geh selbstverantwortlich und achtsam mit dir um. Am besten du ziehst jemand zu rate, der wirklich was davon versteht. Und wenn du es allein probieren willst, lass dir viel zeit und bereite dich lieber vor mit singen oder didgeridoo blasen, als dich selber wie einen reifen aufzupumpen (darüber in einem nächsten Post mehr).
     
    Die Heng-Ha-atmung lässt sich mit folgender vorstellung kombinieren:

    abb. 8
    abb. 9
    TEST

    Du ziehst alles zum dantian (abb.8: HENG) und expandierst wieder (abb.9: HA). Mit den blauen, gelben und roten pfeilen sind verschiedene intensitätsstufen markiert: Du kannst damit beginnen, die hüft- und schultergelenke zum dantian zu beziehen und wieder zu expandieren, und im weiteren knie und ellbogen, sowie füße und hände einbeziehen.

    Diese übung kannst du in deine steh-übung ebenso einbringen wie in dein formenlaufen (s. hierzu viele anregungen auf Mark Cohens BLOG: http://nineheavenchigung.blogspot.com/)

    Ähnliche übungen sind auch als körper-, haut- oder knochenatmung bekannt (vgl. etwa Mantak Chia, u.a.)

    Dabei vereinigst du automatisch deinen, den rücken abwärtssinkenden "atem" (abb. 7) mit deiner vom beckenboden hochgezogenen energie (abb. 8). Das ist die kombination von "nachgeburtlichem" und "vorgeburtlichem" qi - wie es bei den daoisten heißt (vgl. Jou, a.a.O., S. 126 f.).

    TEST 

    In schrittposition bei klarer unterscheidung in der gewichtung ergibt sich während der HENG-einatem-phase automatisch ein aufsteigen im leeren bein bei erhöhung der kompression im gesetzten.

    Sofern die oben ausführlich geschilderte und illustrierte kontakt- und verbindungsqualität funktioniert, kannst du dich selber dabei mit der absinkenden energie und deinen interaktions-partner mit der aufsteigenden energie verbinden ---.

    Falls du mit solchen fortgeschritteneren praktiken des taiji-qigong vertraut bist, kannst du das ja mal antesten. Aber sachte und immer nur ganz wenige wiederholungen - antesten eben. Nicht feste üben, sondern ab und an mal ausprobieren.


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    Das ganze funktioniert in einem ein-aus-atemzug oder - wie es im taiji-klassiker heißt: "Gesamt soll es in einem qi vollendet sein" (zit. nach Rainer Landmann, Taijiquan).

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    Es wird dir womöglich auch ein weiteres auffallen:  In der  phase, da sich die kompressionsphase ihrem höhepunkt nähert, kommt es automatisch zu einer vertikalen ausrichtung des beckens. Eben, wenn der HENG-einatem vom rücken zur beckenmitte, vom mingmen zum dantian strömt (s. abb. 7 & 8).

    Mehr eine momentaufnahme, eher eine wandlungsposition des qualitativen umschlagens, statt eine habituell gehaltene position oder gar "haltung" irgendeiner "rückenschulung". So viel noch zum thema "becken kippen/tuck under" (vgl. http://taijifortwo.blogspot.com/2010/06/6-uber-gunstige-und-ungunstige.html)


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    Selbstverständlich ist es von deiner erfahrung abhängig, wie sauber du bei diesen prozessen die bahnen des sinkens und steigens "legst". Wilhelm Mertens vertritt zum beispiel ein modell, das eher am "großen energie-kreislauf" als am kleinen orientiert zu sein scheint (s. abb.10, soweit ich das verstanden habe) und das mit z.T. simultanen sink-und steigprozessen arbeitet.

    abb. 10

    Mit "Mut zum Unvollkommenen" (Horst Tiwald, http://www.tiwald.com/wisstexte/buch_manuskripte/buch_psychotraining10.pdf ) begnüge ich mich allerdings vorerst mit dem oben dargestellten, etwas einfacher gestrickten modell.

    Wohl wissend, dass es da noch mehr gibt. Und mit der zuversicht, dass sich der kleine energie-kreislauf zum großen erweitern lässt.
     
    Dazu sollte man aber die übung des simultanen sinkens und steigens, die in der 2. Lockerungsübung nach Huang/Kelly ja vorgeübt wird, auch IN DER KONKRETEN INTER-AKTION erst einmal beherrschen. Da sind wir allerdings noch "ein kleines stück weit" :-))) entfernt.

    Eines wird mir aber immer klarer: Push hands ist nix anderes als angewandtes qigong und peng-jin ist sein qi. Peng ist "eine versteckte kraft, weil sie in erster linie durch sensitivität und handwerkliche fertigkeit erzeugt wird" (Ma Yueliang, übers. os).


    (c) otmar sauer, 28. juli 2010





    PS: Übrigends sehr empfehlenswert:
    http://www.innere-kraft-64.de/